Rüflensmühle

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Mittwoch, 9. Mai 2012

Die Familie Lind in Oppenweiler - rücksichtsloser kann Hochwasserschutz nicht sein


Frensehbeitrag über Familie Lind im SWR, bitte hier klicken!



 ACHTUNG: hier jetzt die ganz aktuelle Situation der Familie Lind



Ich könnte ja nun in Selbstmitleid über meine Situation zerfließen, aber die Situation der Familie Lind kann man wirklich als noch deutlich schlimmer bezeichnen. Für diese wirklich unglaublich nette und hilfsbereite Familie geht es beim Hochwasserschutz um alles. Dass die Gemeinde Oppenweiler etwas geldgierig ist, hat ja unser Post zu diesem Thema schon gezeigt. Wie weit diese "Sparsamkeit" und das Verantwortungsbewusstsein vor allem des neuen Bürgermeisters und der Gemeinderäte geht, wollen wir nachfolgend einmal deutlich aufzeigen.

Wohnen im See für die Familie Lind, so soll es werden mit den ganzen Mauern und Dämmen für diese Familie
Familie Lind ist Mitte der 50er Jahre aus dem europäischen Ausland nach Oppenweiler gekommen und hat in Oppenweiler die Firma Duralit gegründet. Duralit war über viele Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler für Oppenweiler. Die Firma war damals wichtig für unser Dorf, man war froh, dass sich diese Familie mit ihrer Firma hier niedergelassen hatte. Auf Grund des notwendigen Bahnanschlussgleises musste die Familie direkt an die Bahngleise bauen, dort steht auch noch heute ihr Wohnhaus. Die Linds konnten damals gar nicht woanders bauen. Hier können Sie den Bebauungsplan von damals sehen.

Gemäß schriftlicher Aussage von Herrn Jäger handelt es sich dabei aber leider, leider um keinen qualifizierten Bebauungsplan. Denn ein qualifizierter Bebauungsplan, und sei er auch nachträglich aufgestellt worden, würde die Häuser heute vor Hochwasser schützen. Toll, was so ein Plan alles kann, oder? Wenn man leider keinen "qualifizierten" hat, dann ist das Pech, man bekommt dann keinen Hochwasserschutz.

Ein eigenes Verantwortungsbewusstsein haben in Oppenweiler weder der Herr Bürgermeister noch sein Gemeinderat für solch eine Familie und ihr Schicksal. Nein, man muss ja sparen, man muss ja schließlich im Seelenwinkel III einen Acker (!) für die Firmen eindeichen. Ja, Sie lesen richtig: man muss einen ACKER schützen. Für diesen Acker gibt es einen qualifizierten Bebauungsplan. Da hat man kein Geld mehr für Familien und ihre Wohnhäuser. Tut mir leid, für so ein Verhalten eines Gemeinderates und eines Bürgermeisters habe ich Null Verständnis, sowas geht gar nicht! Deshalb bin ich der Meinung: rücksichtloser als in Oppenweiler kann man Hochwasserschutz nicht planen.

Dieser ACKER soll auf Gemeindekosten eingedeicht werden, damit die Firmen ihn endlich bebauen können

Und falls sich jemand fragt, warum ich mich so für diese Familie einsetze: ganz einfach – Dieter Lind war und ist der einzige (!) Mensch im Dorf überhaupt, der mich von Anfang an erheblich unterstützt hat, weil er nicht will, dass der Wasserverband das ganze Tal für billigen Hochwasserschutz einfach zerstört. Er vertrat von Anfang an die Meinung, dass man mit dem Hochwasserschutz auch etwas Tolles für das ganze Tal machen könnte und das Wasserkraftanlagen in der Zeit der Energiewende unbedingt erhalten werden müssen.

Er wollte nur nicht, dass es jemand erfährt, da er damals der Meinung war, dass man sich mit Bürgermeister Steffen Jäger konstruktiv auseinandersetzen und das Hochwasserproblem seiner Familie gemeinsam mit dem Bürgermeister lösen kann. Naja, diese Meinung habe ich schon mit der Baumaßnahme an der Brücke bei unserem Wehr begraben (mein erstes Projekt mit Herrn Jäger, aber dazu später mal mehr; ich bin gerade dabei, eine umfangreiche Veröffentlichung für ein Fachbuch dazu zu schreiben :-) ). Dieter Lind wollte also nicht genant werden, hat sich aber trotzdem toll für mich engagiert im Hintergrund. Dafür möchte ich an dieser Stelle einmal ganz herzlich Danke sagen. Es gibt leider viel zu wenig Menschen, die sich noch für andere einsetzen. Dieter Lind hat es gemacht, weshalb ich jetzt versuchen werde, soviel Aufmerksamkeit wie möglich auf ihn und seine Familie zu lenken. Vielleicht möchten auch Sie sich einmal für andere einsetzen? Dann unterstützen Sie Familie Lind; das, was mit dieser Familie abgezogen wird, ist wirklich unglaublich!


Nachfolgend einmal einige Bilder zur Situation der Familie Lind:

Die Familie Lind baute Ende der fünfziger Jahre. Man beachte: zwischen dem Tennisplatz und der Straße B14 befindet sich keine Bebauung, d. h. Linds waren die ersten in diesem Bereich des Tales.

Die Familie Lind baut in ein unbebautes Tal, bis zur B14 ist noch alles frei
Alles bis zur B14 ist frei; Hochwasser stellt daher kein großes Problem dar

Laut Herrn Jäger in der Stuttgarter Zeitung war bereits zur Bauzeit der Familie Lind die Hochwassergefahr im Baugebiet Seelenwinkel bekannt. Die Firma MBO hat vermutlich um das Jahr 1965 erstmalig in diesen Bereich gebaut, siehe Bilder Hochwasser 1970.


Hochwasser 1970

In der Backnanger Zeitung stand dazu:
 
"Katastrophal sah es im Industriegebiet am Ortsrand von Oppenweiler aus. Die dortigen Betriebe, darunter auch die Firma Kniffka und das SB-Lager, standen mit ihren Grundmauern im Wasser, das ins Innere der Gebäude eindrang und dort wie andernorts riesige, in die Hundertausende gehende Schäden anrichtete. Die Gewächshäuser der Gärtnerei Häußermann in Oppenweiler standen mehr als einen Meter hoch unter Wasser. Schloßteich und Murr bildeten einen Wasserspiegel. Das Wasser floss gerade noch unter Murrbrücke durch, setzte aber im Anschluss daran das ganze Tal unter Wasser. In den Kellern der Häuser an der Burggartenstraße stand ebenso wie in der Straße selbst das Wasser."

Hochwasser 1970 mit Duralit, Familie Lind und rechts am Rand der erste Bau von MBO
Die Firma MBO und der Tennisplatz der Familie Lind (Hochwasseer 1970, ruhiges Wasser)
Blick 1970 von Familie Lind aus nach Oppenweiler, keine Bebauung
1970 floß das Wasser noch langsam und gemächlich durchs Tal und den Garten der Linds, das Tal war breit genug für ein Hochwasser
1970 konnte man bei den geringen Fließgeschwindikeiten noch Boot fahren - wie hier 1990

Und im Jahre 2011 waren es bereits 20 Millionen Schäden. Kein Wunder bei der Bauwut in Oppenweiler.

Bauwut im Murrtal 2012, deshalb auch die enormen Schäden 2011. Bitte einmal mit Hochwasser 1970 vergleichen

Blick von Familie Lind nach Oppenweiler beim Hochwasser 2011: eine Betonmauer im Tal, 1970 war hier noch alles frei

Interessant ist auch die Entwicklung der Firma MBO und die dadurch entstandenen enormen Schäden im Jahr 2011:

 


Blick Familie Lind auf die Firma MBO beim Hochwasser 2011, die Halle von MBO geht inzwischen bis fast an die Murr (Vergleiche Hochwasser 1970)
MBO 2012, Blick von der Rüflensmühle aus. MBO hat in den letzten Jahrzehnten SELBST den ganzen Abflussquerschnitt im Bereich der Murr (siehe Hochwasser 1970) verschlossen
Neubau MBO aus dem Jahr 2008/2009 beim Hochwasser 2011

Nun soll, wie bereits angemerkt, ein Damm durch das Dorf gebaut werden. Mit diesem Damm wird der zusätzliche Abfluss durch das Gewerbegebiet, der eine gewisse Entlastung für die Linds bedeutet, geschlossen werden. Dass es diesen zweiten Durchfluss durchs Gewerbegebiet wirklich gibt, zeigt dieses Video:



Dadurch wird der ganze Murrabfluss nur noch durch die Brücke geleitet. Die Fließgeschwindigkeiten waren 2011 schon so hoch, dass die Familie Lind das Haus nicht mehr verlassen und von der Feuerwehr auch nicht mehr aus dem Haus geholt werden konnte. In das Nachbarhaus hat das schnell fließende Wasser sogar einen Container gerammt.

Container, der in die Fassade des Nachbarhauses der Linds gerammt wurde beim Hochwasser 2011; vergleiche ruhige Fließgeschwindigkeiten beim Hochwasser 1970

Durch die Bauwut der Gemeinde Oppenweiler wurde die Situation der Familie Lind wirklich lebensgefährlich. Weder der Herr Bürgermeister – der sich hinter bürokratischen Vorschriften verschanzt – noch die Gemeinderäte fühlen sich aber zuständig.

Nun sollte wirklich jeder verstehen, dass der geplante Hochwasserschutz in Oppenweiler auch ganz extrem negative Seiten hat!


Die Rechte der Bilder liegen alle bei Familie Lind, die diese für den Blog zur Verfügung gestellt hat.

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